KIeM Working Paper
In den Working Papers sind die Forschungsergebnisse des Konstanz Institut für WerteManagement (KIeM) an der Hochschule Konstanz publiziert.
Nr. 1(2002) - Nr. 31(2010) ; damit Erscheinen eingestellt
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Institute
24/2006
The focus of this part of the research project lies on the process of developing a Social Responsibility Standard within a network made up of various stakeholders. The International Organization for Standardization (ISO) is known as the world´s leading institution for the development of standards. Besides setting standards in the fields of e.g. construction, agriculture and information technology, recently the Technical Management Board (TMB) of ISO proposed to further extend its activities by developing an international standard addressing the social responsibility of organizations. In 2004, a new Working Group was established as a multi-stakeholder group comprised of experts, who are nominated by ISO´s members as well as interested international and regional organizations in order to provide for guidance in setting international standards on social responsibility. In May 2006, the survey was conducted during the third conference of the ISO Working Group in Lisbon, Portugal. This particular empirical study has been designed on the one hand to investigate the motivation of organizations and their delegates to engage in social responsibility. On the other hand, the survey had the objective to evaluate the individual participants' current perception and assessment of the network´s efficiency, effectiveness and legitimacy, a so-called 'snap-shot' of this ISO process1. Overall, the empirical study shows that the organizations and their delegates, who have dealt with the topic SR for several years for diverse reasons, expect a tremendous effect by implementing ISO 26000 in their own organizations. Furthermore, the majority of respondents assess the decision-making process positively within the ISO process with respect to the criteria inclusive, fair, capacity building, legitimate and transparent. Difficulties concerning the distribution of stakeholder influences are being addressed. The results of the survey support the efforts to establish policies and procedures in order to encourage a balanced representation of stakeholders in terms of gender, geographic and stakeholder groups.
23/2006
Governing Virtue and Vice
(2006)
Mit den folgenden Bemerkungen zur Governanceethik möchte ich einige Punkte aufzeigen, in denen sich der governanceethische Ansatz, den Josef Wieland seit etwa einem Jahrzehnt vertritt und weiterentwickelt, mit Motiven der postklassischen Diskursethik deckt, die ich seit etwa einem Jahrzehnt vertrete und weiterentwickle. Ich möchte dies, wie könnte es unter Wissenschaftlern anders sein, in Form einer Kritik tun, also auch die Punkte aufzeigen, an denen ich Probleme der Governanceethik ausmache, die die Diskursethik so nicht hat (dafür hat sie gewiss andere). Angesichts des gewichtigen Gegenstands - es geht um nichts weniger als den Sinn angewandter Ethik in Organisationen - hat der Gestus des Vergebens von Plus- und Minuspunkten gewiss etwas Albernes - allein, die notwendige Kürze meiner Bemerkungen lässt an dieser Stelle nichts anderes zu. Für viele interessante Diskussionen danke ich den Teilnehmern der Tagung zur Governanceethik vom Oktober 2004 an der Fachhochschule Konstanz. Wie hat sich die Governanceethik entwickelt? Die erste mir bekannte geschlossene Darstellung einer 'Ethik der Governance' findet sich in Josef Wielands gleichnamigem Buch aus dem Jahr 1999.1 Speziell die Governanceethik des Unternehmens definiert Wieland dort (S. 69) als -die Lehre von der komparativen Analyse der moralsensitiven Gestaltung und Kommunikation der Governancestrukturen spezifischer wirtschaftlicher Transaktionen mittels Kooperation- bzw. (S. 89 und 91) als Forschungsprogramm des Vergleichs -von formalen und informellen Governancestrukturen im Hinblick darauf, moralisch gewünschte Zustände in lokalen Kontexten zu bewirken- und der 'komparativen Analyse und Gestaltung transaktionsspezifischer Mechanismen zur Realisierung und Steuerung moralischer Kommunikation in und zwischen den Unternehmen und der Gesellschaft'. Die Governancestrukturen selbst, die die Governanceethik unter moralischen Gesichtspunkten vergleichen und trimmen können soll, beschreibt Wieland - abstrakt, aber suggestiv - als 'Sets oder Matrizen kommunizierter formaler und informaler Regeln und Werte, die als Constraints den kooperativen Akteur konstituieren und ihn mit expliziten und impliziten Spielregeln für Vertrags- und Organisationsbeziehungen zur Realisierung spezifischer Transaktionen ausstatten' (S. 67 f.). Damit hofft Wieland (vgl. bes. S. 87 f.) den Handlungsbegriff (als die übliche primäre Einheit der ethischen Analyse) loszuwerden und zudem an eine komparative Betrachtungsweise anschließen zu können (wie sie der frühe Luhmann vorgemacht hat).
20/2006
Für viele Zeitgenossen wirkt der Ausdruck 'Tugend' gegenwärtig reichlich altbacken. Bereits 1935 schrieb Paul Valéry, das Wort habe einen leicht lächerlichen Klang und sei nur noch im Katechismus, in der Posse [...] und in der Operette anzutreffen.1 Dieser (vermeintliche) Funktionsverlust der Tugend (des Individuums), den manche als Werteverfall, andere aber als logische Konsequenz der funktionalen Differenzierung moderner Gesellschaften ansehen, löst auch in Ethikdebatten unterschiedliche Reaktionen aus: Während die einen Krokodilstränen angesichts dieses Verlustes der Tugend' vergießen2, wird der Relevanzverlust der klassischen Tugendethik von anderen angesichts der Bedingungen der Moderne ausdrücklich proklamiert, so etwa von Karl Homann: Das Paradigma der Ethik wird von der [...] Tugendethik auf eine [...] Ordnungsethik umgestellt. [...] Moral erscheint [...] nicht mehr [...] als Tugend, sondern als (rechtliche) Restriktion.3 Die Tugend scheint also in Schwierigkeiten geraten zu sein. Dennoch neige ich zu der Auffassung, dass zwar das Wort etwas verstaubt klingen mag, dass dem Thema Tugend der Sache nach aber eine nicht zu unterschätzende Relevanz für die Unternehmensethik zukommt. Allerdings bedarf es wie sollte es anders sein eines differenzierten Tugendkonzepts, um die moralökonomischen Aspekte der Unternehmenspraxis angemessen rekonstruieren zu können.